Vortrag Mi 22. Mai 2024, 18.00 Uhr

The Commune of Nightmares: Über Autorität, Kunst und das Aufwachen im Nekrokapitalismus

Vortrag von Dr. David Wallraf

Foto: Museum für hamburgische Geschichte, Jann Wilken

"Was für ein Alptraum!" – mit diesem Ausruf wird häufig auf unangenehme soziale Situationen reagiert.

Was aber, wenn die metaphorische Beziehung von Traum auf Realität eine ernstere Komponente hat, wenn das Aufschrecken aus dem Schlaf dem Erwachen in einer alptraumhaften Realität entspricht?

Die Idee der Commune of Nightmares entstand aus einer musikalischen Arbeit, die sich mit der Stimmung und Logik von Albträumen auseinandersetzt und folgt einem einfachen Versuchsaufbau: Was, wenn wir Alpträume nicht als persönliche Erfahrung behandeln, sondern als Kategorie des Politischen betrachten? Dabei berührt sie Fragen der Gemeinschaft, der Entfremdung, der Macht und der Ästhetik.

Walter Benjamin hat in seinem Passagen-Werk das 19. Jahrhundert mit einem kollektiven Traumzustand verglichen, aus dem das 20. Jahrhundert hätte erwachen müssen. Analog dazu lässt sich das 20. Jahrhundert als einen Alptraum verstehen, aus dem zu erwachen uns nicht gelingt. Welche Rolle kann Kunst in dieser Situation spielen, kann sie schockartige Momente des Erwachens provozieren oder vertieft sie den Schlafzustand? Und welche Konturen des Politischen, welche Formen von Autorität, Macht und Gewalt lassen sich nachzeichnen, in denen Hannah Arendts Thesen für uns noch Gültigkeit haben?

Der Vortrag nimmt Bezug zu den derzeit präsentierten Ausstellungen.

David Wallraf ist ein Noise-Künstler und Theoretiker aus Hamburg. In seinen Audioarbeiten erforscht er die Akustik des Unheimlichen: Field Recordings, elektromagnetische Wellen und obsolete Audiotechnik werden zu Soundtracks für den Alptraum des ‚kapitalistischen Realismus‘ verwoben. Seine Arbeiten werden international veröffentlicht, zuletzt erschien das Album The Commune Of Nightmares bei Karlrecords.

Aus einem Aufenthalt an der Hochschule für bildende Künste Hamburg entstand die Dissertation Grenzen des Hörens – Noise und die Akustik des Politischen (das Buch erschien 2021 im Transcript-Verlag). Er beschäftigt sich mit einer Machttheorie des Auditiven und aktuell mit Walter Benjamins Konzept des dialektischen Bilds als Aufwachen aus realen Alpträumen. 2023 war er als Dozent und Workshopleiter bei der Listening Biennial auf den Philippinen, in Thailand und Malaysia zu Gast.


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