Fassade
Shilpa Gupta
Untitled
25. Juni - 25. Sept. 2022
Shilpa Gupta (*1976 Mumbai, Indien) arbeitet in ihrer multidisziplinären, oft partizipativen und kollaborativen Praxis mit Soundinstallationen, Zeichnungen, Skulpturen und Performances, in denen sie über die Zerbrechlichkeit des eigenen Rechts auf Meinungsfreiheit reflektiert. In ihren Werken untersucht sie die kollektive und individuelle Wahrnehmung und hinterfragt Vorstellungen von Zugehörigkeit, Grenzen und Ort. Dabei stehen Sprache und ihre inhärente Macht im Fokus des Interesses der Künstlerin.
„Ich interessiere mich für die Wahrnehmung und folglich dafür, wie Definitionen ausgeweitet oder überschritten werden, sei es in Bezug auf das Geschlecht, den Glauben oder die Idee eines Staates.“ - Shilpa Gupta
Mit der Videoinstallation Untitled (2022) von Shilpa Gupta, eine eigens für die Kestner Gesellschaft entwickelte und auf deren Dach ausgestellte Arbeit, wird die Architektur zu einem lebendigen Organismus erhoben. Auf 21 LED- Bildschirmen werden per Video Buchstaben generiert, die sich zu poetischen Botschaften formieren.
Die so erzeugten Texte (IT WAS DARK THE, THE LIGHTS, THE LIGHTS TURNED ON, AND MY EYES SHUT) bilden zusammen mit den visuellen Komponenten einen poetischen und politischen Polylog mit der Stadt und ihren Bewohner*innen, wobei Konzepte von Beengtheit und Intimität, aber auch von Legalität und Illegalität, Sicherheit und Zensur, Zugehörigkeit und Isolation angesprochen werden. Indem sie den öffentlichen Raum betritt und unsere Wahrnehmung herausfordert (THREAT, EAT, TREAT), spielen diese Werke in einem konzeptionellen Echo ihrer zahlreichen Faltblatttafeln weiterhin mit der Vorstellung von der Bewegung von Körpern über Orte und Grenzen hinweg. Einmal mehr erweist sich Shilpa Gupta als gefühlvolle Geschichtenerzählerin, als eine Poetin des menschlichen Alltags.
Die Passanten auf dem Goseriedeplatz sind dazu eingeladen, Nachrichten und Bilder zu betrachten, die in unterbrochenen Sequenzen lautlos auftauchen und verschwinden, oft in chaotischer Reihenfolge, mal beunruhigend, mal beruhigend, und uns dazu bringen, innezuhalten und über die Hektik unseres Lebens, dessen Poesie und Prosa nachzudenken.
Biographie
Shilpa Gupta lebt und arbeitet in Mumbai, wo sie von 1992 bis 1997 an der Sir J. J. School of Fine Arts Bildhauerei studiert hat. Als Studentin wurde Gupta Zeugin der Unruhen in Bombay in den frühen 1990er Jahren, in denen die inneren Spaltungen des vereinten Indiens sichtbar wurden. Diese Erfahrungen beeinflussen ihre späteren Werke, die oft kollaborativ entstehen und sich mit Grenzen, Wegweisern und den Etiketten befassen, mit denen Menschen und Orte versehen werden. Shilpa Guptas Arbeit wurde in Asien, Nord- und Südamerika, Europa und Großbritannien ausgestellt. In den letzten Jahren hatte sie ausgewählte Solo-Ausstellungen im Barbican Centre in London (2021), im Dallas Contemporary (2021), im Neuen Berliner Kunstverein in Berlin (2021), im MUHKA in Antwerpen (2021), im Yarat Contemporary Art Center in Baku (2018), im Kiosk in Gent (2017), im Kunstnernes Hus in Oslo (2014) und in der Galleria Continua in SanGimignano (2014). Sie hat ebenfalls an Gruppen-Ausstellungen teilgenommen, unter anderem in der Kunsthalle Praha in Prag (2022), im Neon in Athen (2021), im Jameel Arts Centre in Dubai (2021), auf der Boras Art Biennial in Schweden (2021), im Rubin Museum of Art in New York (2020), der 58. Biennale in Venedig (2019), dem Museum of Modern Art in New York (2018), der Gwangju Biennale (2018), der Art Gallery of the New South Wales in Sydney (2018) und dem Edinburgh Art Festival (2018).
Kurator: Alexander Wilmschen
Erfahren Sie mehr über Shilpa Gupta im Handout zur Ausstellung.