Geschichte

Über 100 Jahre, drei Standorte und eine Zwangsschließung: Die Kestner Gesellschaft blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Das Einzige, was sich nie verändert hat, ist das Ziel: immer die aktuell relevante, internationale Kunst ihrer Zeit zu zeigen – von Paul Klee bis Guerrilla Girls.

Goseriedebad 1905

Gründung

Inmitten der Unruhen des Ersten Weltkrieges gründeten 1916 einige engagierte Bürger*innen den Kestner-Gesellschaft e.V. zur Förderung des Kunstlebens in Hannover. Unter ihnen waren einflussreiche Hannoveraner Unternehmer wie Hermann Bahlsen, August Madsack und Fritz Beindorff. Der neue Verein wurde nach dem Hannoveraner Diplomaten, Kunstwissenschaftler und Archäologen August Kestner (1777–1853) benannt.

Das Ziel der Neugründung eines zweiten Kunstvereins in Hannover war es, den Anschluss an die Moderne nicht zu verpassen und auch die internationale Avantgarde nach Hannover zu holen. Schon bald nach der Gründung stellten Künstler*innen wie Wassily Kadinsky, El Lissitzky, Käthe Kollwitz und Kurt Schwitters in der Kestner Gesellschaft aus. Unter der Leitung des ersten Direktors Erich Küppers und seiner Frau Sophie Küppers etablierte sich die Kestner Gesellschaft als Ort des kulturellen Austauschs. Gute Kontakte in die internationale Kunstszene pflegte auch Alexander Dorner, der von 1923 bis 1924 Direktor der Kestner Gesellschaft war. Der einflussreiche Ausstellungsmacher reformierte das Raumverständnis der Moderne und entwickelte neue Ideen in der Kunstvermittlung.

Zwangsschließung 1936

Ab 1933 wurde die Kestner Gesellschaft zunehmend mit den Auswirkungen der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik, dem Antisemitismus und der Diffamierung von »entarteter« Kunst konfrontiert. Drei Jahre hielt die Kestner Gesellschaft dem enormen Druck der Nationalsozialisten Stand, bis die Entlassung des jüdischen Direktors Justus Bier unausweichlich wurde. Dies führte zur Zwangsschließung im Jahr 1936.

Das ist nur ein Beispielbild

Wiedereröffnung 1948

Der Neubeginn für die Kestner Gesellschaft nach Kriegsende stand vor großen Herausforderungen: Das ehemalige Haus in der Königstraße 8 war zerstört, ein neuer Standort musste gefunden werden. 1948 gelang es, in den Ausstellungsräumen in der Warmbüchenstraße wiederzueröffnen. Die Kestner Gesellschaft wuchs in den folgenden Jahrzehnten zu einer internationalen Größe in der Kunstszene heran, unter anderem durch wegweisende Ausstellungen mit Pablo Picasso, Marcel Duchamp, Sol LeWitt, Eva Hesse, Andy Warhol und Rebecca Horn. Anfang der 1970er Jahre wurden die Räumlichkeiten umfassend erweitert, doch bald boten auch diese Ausstellungsflächen zu wenig Platz für die Kunst. Vor allem fehlten die technischen Voraussetzungen für einen modernen Ausstellungsbetrieb.

Umzug in die Goseriede

Dies änderte sich mit dem Umzug in die Goseriede: 1997 zog die Kestner Gesellschaft in das ehemalige Jugendstil-Schwimmbad ins Stadtzentrum Hannovers um. Das Goseriedebad wurde zuvor nach einem Entwurf des hannoverschen Architekturbüros Koch Panse umgebaut und im gleichen Jahr mit dem BDA-Preis ausgezeichnet. Seitdem zeigt die Kestner Gesellschaft auf über 1.300 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeitgenössische Kunst. Zu sehen waren unter anderem Einzelausstellungen von Thomas Ruff, Santiago Sierra, Barbara Kruger, Alex Katz, Karla Black und Goshka Macuga.


Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter! Wir informieren Sie regelmäßig über unsere Ausstellungen, Veranstaltungen und digitalen Angebote.