Sehnsucht nach Zärtlichkeit: Eine Poetik des Endlichen für unsere Krisenzeit

In ihrem Vortrag für die Ausstellung that other world, the world of the teapot. tenderness. a model nimmt Isabella Guanzini Bezug auf Ihr Werk Zärtlichkeit. Eine Philosophie der sanften Macht (2021). „Zärtlichkeit, das Empfinden von Zärtlichkeit für jemanden oder etwas, hat also mit der Frage der Wahrnehmung jener Zeichen zu tun, die die Verletzlichkeit des Lebens anzeigen. Das erinnert an ein Mysterium, denn es liegt etwas Geheimnisvolles darin, sich von jemandem berührt zu fühlen und Zärtlichkeit für jemanden zu empfinden. Wenn sie uns zutiefst im Inneren überrascht, ist diese Zärtlichkeit viel mehr als ein vages Empfinden der Nähe und des Mitgefühls – sie ist eine grundlegenden Wahrnehmung der Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit aller Dinge. Denn ohne das verzehrende Bewusstsein unserer Endlichkeit und Sterblichkeit gibt es keine Zärtlichkeit.“

Isabella Guanzini, geboren in Cremona (Italien), ist Universitätsprofessorin für Fundamentaltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz. Ihre Schwerpunkte betreffen vor allem den Begriff der Übersetzung des Säkularen und des Religiösen im zeitgenössischen Kontext, das Verhältnis von Theologie und Ästhetik sowie von Christentum und Psychoanalyse. Unter ihren Veröffentlichungen finden sich: Tenerezza. La rivoluzione di una potenza gentile, Milano 2017 (Zärtlichkeit. Eine Philosophie der sanften Macht, C.A. Beck Verlag 2019); Filosofia della gioia. Contro la malinconia del presente, Milano 2021.