Ausstellung
Som Supaparinya
The Rivers They Don’t See
26. Apr. - 20. Juli 2025

Mit The Rivers They Don’t See präsentiert die Kestner Gesellschaft die erste institutionelle Einzelausstellung der thailändischen Künstlerin Som Supaparinya in Deutschland. Die Ausstellung thematisiert Flüsse als politisierte Umweltstrukturen, die tief mit der kolonialen Geschichte in Südostasien verknüpft sind. Behandelt werden Themen wie staatliche Kontrolle und kapitalistische Expansion und die damit einhergehenden sozio-ökologischen Auswirkungen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Videoinstallation The Rivers They Don’t See (2024), die entlang der Flüsse Salween, Ping und Chao Phraya den Spuren großräumiger Eingriffe in Natur und Gesellschaft folgt – von geplanten Flussverlegungen bis hin zu Auswirkungen sogenannter „grüner“ Energiepolitik. Supaparinya dokumentiert nicht nur Flussverläufe, sondern auch deren Abwesenheit: ausgetrocknete Flussbetten, zerstörte Ökosysteme und verlassene Dörfer. Stimmen Geflüchteter aus Myanmar, Arbeitsmigrant:innen und Flussanrainer:innen geben den Folgen politischer Entscheidungen eine persönliche Dimension.
In einem weiteren Ausstellungsraum wird My Grandpa’s Route has been Forever Blocked (2012) gezeigt: Die Videoinstallation folgt dem Ping-Fluss – einer einst florierenden Handelsroute – und erzählt eine persönliche Familiengeschichte, die durch den Bau des Bhumibol-Staudamms 1958 geprägt wurde: Umsiedlungen, Überflutungen und das Verschwinden gewachsener Lebensräume. Ergänzt wird die Ausstellung durch ihre aktuellste Arbeit The Unsung Lyric of Ping (2025), entstanden in Zusammenarbeit mit der Musikerin Helen Ganya. Die Videoarbeit zeigt die Folgen des Taifuns Yagi (2024) und verknüpft Naturgeräusche mit Bildern zerstörter Landschaften zu einem poetischen Porträt eines Ökosystems im Wandel. Supaparinyas künstlerische Praxis verbindet filmische Recherche, dokumentarische Beobachtung und symbolische Verdichtung.
Ihre Werke entstehen aus langfristiger Auseinandersetzung, oft über Jahre hinweg, ohne vorgegebene Fragestellung – ein offener Prozess, der neuen Perspektiven auf soziale Ungleichheiten, ökologische Zerstörung und kollektive Erinnerung Raum gibt. Die Ausstellung wurde spezifisch für die Architektur der Kestner Gesellschaft entwickelt: Spiegelinstallationen, Klangräume und ein immersiver Korridor verwandeln die Räume in ein „Archiv aus Atmosphären“.
Kuratiert von Natalie Keppler und Alexander Wilmschen, in Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
Som Supaparinya (geb. 1973 in Chiang Mai) ist eine multidisziplinär arbeitende Künstlerin, die mit Installation, gefundenen Objekten, Fotografie und Film arbeitet. Ihre Werke verhandeln Sozialgeschichte, ökologische und politische Strukturen sowie koloniale Kontinuitäten in Südostasien. Flüsse und Landschaften fungieren in ihren Videoarbeiten als stille Zeugen gesellschaftlicher Umbrüche. Ihre künstlerische Praxis ist dokumentarisch, experimentell und oft allegorisch. Die Künstlerin ist Mitgründerin von Chiangmai Art Conversation (CAC), einer Non-Profit Künstler:innen-Initiative. 2025 zeigt die Kestner Gesellschaft Hannover ihre Einzelausstellung The Rivers They Don’t See , die von Natalie Keppler ko-kuratiert wird. 2026 wird die Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD in der daadgalerie Berlin fortgesetzt. Supaparinya war Teil von der Bangkok Art Biennale (2024), documenta 15 (2022) und Thailand Biennale (2021). Som Supaparinya lebt und arbeitet in Chiang Mai, Thailand.


















Veranstaltungen

Ausstellungsrundgang: Der andere Blick
Mit Bodo Wiesner

kestnerkids machen Kunst – Goes International
Surprise–Surprise

Artist Talk
Som Supaparinya, Prof. Dr. Philippa Lovatt, Natalie Keppler, Alexander Wilmschen

Ausstellungsrundgang
Mit Gundi Doppelhammer