Kestner Cinémathèque

In unserer Kestner Cinémathèque zeigen wir im Rahmen unseres Bildungsprogramms verschiedene Kurzfilme, die als referenzielle Begleitung der Ausstellungen von den Künstler*innen und Kurator*innen ausgewählt wurden.

04.03. - 04.06.2023

Ausgewählt von / Selected by Rodrigo Hernández:

Jean Cocteau, The Blood of the Poet, France, 1930

Der von surrealistischen Einflüssen geprägte Spielfilm Das Blut eines Dichters von Jean Cocteau, erstmals 1930 gezeigt wurde, überträgt Stilmittel der Lyrik in das Medium des Films und erzählt die phantastische Irrfahrt eines Dichters durch verschiedene Bewusstseinswelten und Wirklichkeitsebenen. Eine Zusammenfassung des Inhalts vermittelt nur einen unzulänglichen Eindruck des Films, welcher voller poetischer Einfälle, skurriler Widersprüche und paradoxer Erfindungen ist. Cocteau selbst beschreibt seinen ersten öffentlich gezeigten Film als „einen realistischen Dokumentarfilm über unwirkliche Ereignisse“.

Ausgewählt von / Selected by Klára Hosnedlová and The Institute of Queer Ecology:

Todd Haynes, Safe, USA, 1995

Safe, ein Psychodrama von Todd Haynes, handelt von einer Hausfrau (Julian Moore), die ein monotones Leben in einem Vorort von Los Angeles führt. Ihre Welt wird jedoch auf den Kopf gestellt, als sie eine ungewöhnliche Krankheit bekommt, die scheinbar durch ihre Umgebung verursacht wird. Safe wurde von Kritikern als der unheimlichste Film des Jahres 1990 bezeichnet. Er thematisiert unter anderem umweltbedingte Erkrankungen, (von vielen als Anspielung auf die AIDS-Epidemie der 1980er Jahre interpretiert), Immunität und Isolation.

Ausgewählt von / Selected by Diedrick Brackens:

Marlon Riggs, Anthem, USA, 1991

Anthem, von Marlon Riggs, ist ein experimentelles Musikvideo, das Poesie mit starken Bildern verbindet, unterstrichen von afrikanischen Beats. Die Kombination aus sexuell- , religiös- und politischen Motiven führt zu einer Konfrontation des Publikums mit der negativ Darstellung von schwarzer Männlichkeit in einer Zeit, die gezeichnet war von homophoben und rassistischer Diskriminierung und kultureller Unterdrückung in den Vereinigten Staaten. “When we kiss, the new world comes into existence”. Anthem ist die Vision einer queeren Revolution, eine Aufforderung, vor allem Vorurteile gegenüber schwarzer Männlichkeit in Frage zu stellen, zu überwinden.

Ausgewählt von / Selected by [ɡəˈzɛlʃaft]:

Karol Radziszewski, Fag Fighters in Tallinn, Poland, 2007

Fag Fighter in Tallinn ist ein Teil des Projekts Fag Fighters von Karol Radziwszweskis aus dem Jahr 2007, indem der Künstler selbst Teil einer fiktiven Gang von Homosexuellen wird, mit pinken Sturmhauben als Erkennungsmerkmal. Die Gang begeht Straftaten, wie Vandalismus und Körperverletzung. Diese Darstellung von den “Fag Fighters” soll das weite Spektrum von Homosexualität zeigen, gegen konservative Vorstellungen und weiterführend auch eine Bedrohung dieser und besonders auch sozialer Ordnung.

David Wojnarowicz, Phil Zwickler, Fear of Disclosure, USA, 1989

Der Avantgarde Kurzfilm The Fear of Disclosure von Phil Zwickler und David Wojnarowicz soll einer der ersten Filme sein, welche die Problematik in Beziehungen zwischen HIV-positiven und HIV-negativen Männern thematisieren. Zu sehen sind zwei Tänzer, die mit der unterschiedlichen Sterblichkeit des anderen konfrontiert werden, während ein queerer Mann über die psychosozialen Konsequenzen seiner öffentlichen Bekennung zu seiner HIV-Erkrankung erzählt. Die Regisseure sprechen damit offen die abnehmende Sexualität infolge der Angst vor Zurückweisung als Reaktion auf den offenen Umgang mit der Infektionskrankheit an.

Ausgewählt von / Selected by The Institute of Queer Ecology

Celia Rowlson-Hall, Ma, USA, 2015

MA ist Celia Rowlson-Halls preisgekrönter Debütfilm, für den sie das Drehbuch schrieb, Regie führte, die Choreographie übernahm und die Hauptrolle spielte. Der komplett dialog freie Film ist eine moderne sowie experimentelle Interpretation der Pilgerreise der Jungfrau Maria.

Ausgewählt von / Selected by Adam Budak and Alexander Wilmschen:

The Institute of Queer Ecology, Metamorphosis, USA, 2020

Metamorphosis vom Institute of Queer Ecology ist eine dreiteilige Videoreihe. In diesen Videos wird der Lebenszyklus holo metabolischer Insekten als revolutionäres Modell für die Umgestaltung von Ökologie und Kapitalismus vorgeschlagen. Queerness dient als eine Art ökologische Vision, eine Alternative, eine utopische Welt zu entwerfen. Jedes Video schlägt neue Wege vor, seltsamer zu werden, weniger menschlich zu werden, um eine artenübergreifende Welt zu schaffen, in der wir alle überleben und wachsen können.

Ausgewählt von / Selected by Robert Knoke

MJ Harper, Arias For A New World, Germany, 2021

Die Videos sind eine Collage aus einem Ausschnitt einer Life-Performance von Arias For A New World vom Reference Festival, Berlin und kurzen Clips aus MJ Harpers Instagram-Posts. Es sind kurze Sequenzen, die er als Skizzen versteht. Mit diesen Skizzen baut er eine seltsame Erzählung auf, die parallel zu seinen Solo-Performances in den sozialen Medien funktioniert. Es ist eine Art "Tanztheater für das algorithmische Zeitalter“, das unser Verhalten auf Socialen Medien bestimmt. Es ist auch eine Möglichkeit für ihn, das Publikum in die Psychologie der Figur einzuladen, die er aufgebaut hat. Ein seltsames Showgirl aus dem amerikanischen Süden.


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