Kestner Cinémathèque
In unserer Kestner Cinémathèque zeigen wir im Rahmen unseres Bildungsprogramms verschiedene Kurzfilme, die als referenzielle Begleitung der Ausstellungen von den Künstler*innen und Kurator*innen ausgewählt wurden.
1. El Lissitzky: Russischer Künstler der 1920er Jahre (Avantgardist, Konstruktivist), Leo Lorenz, (Reg./Dir.), Deutschland, 1991, 39:40 min
Der Film ist ein Porträt des russischen Künstlers El Lissitzky (1890-1941). El Lissitzky war ein bedeutender russischer Avantgardist der durch vielfältige Aktivitäten in den Bereichen Malerei, Architektur, Grafikdesign, Typografie und Fotografie sowohl theoretisch als auch praktisch maßgeblich zur Realisierung und Verbreitung konstruktivistischer Ideen beigetragen hat.
2. El Lissitzky: A Film of the Life, Alexandra Arkhipova (Reg./Dir.), Russland, 2013, 43 min
Dieses filmische Porträt des Künstlers El Lissitzky entstand unter der Regie von Alexandra Arkhipova. Mit einer auditiven Begleitung der Bilder gibt uns Arkhipova und Dr. Alexander Kantsedikas nähere Informationen über das Leben und Wirken von El Lissitzky. Unterstützt wurde der Film von Sergej Lissitzky und Tamara Lissitzky, durch die Bereitstellung von Material. Der Künstler galt als der inoffizielle Abgesandte der russischen Avantgarde im Westen. Reisend hielt er Vorträge im Namen der modernen russischen Künstler, welche die Abstraktion als ein Vorbote utopischer sozialer Werte sahen.
3. Walter Ruttmann: Lichtspiel Opus, 1921, 11:38 min
Walter Ruttmann (1887-1941) war ein deutscher Kameramann, Filmregisseur und neben Hans Richter der bedeutendste Vertreter des deutschen abstrakten Experimentalfilms. Ruttmanns 1921 uraufgeführtes “Opus 1” ist das erste abstrakte Werk der Filmgeschichte. Es enthält keine Abbilder der Realität, sondern besteht nur aus Farben und Formen, so wie Ruttmann es schon zuvor in seinem Manifest zu einer “Malerei mit Zeit” formuliert hatte. Dem lange verschollenen Film “Opus 1” folgten drei weitere rein abstrakte Filme, die ebenso aufwändig von Hand coloriert sind.
4. Hans Richter: Rhythmus 23, Deutschland, 1923, 3:23 min
Hans Richters "Schlüsselfilm der Moderne" zeigt reine visuelle "Bewegungskunst": ein von der Theorie des musikalischen Kontrapunkts angeregtes "Ballett" schwarzer, weißer und weniger grauer geometrischer Flächen "in einem einheitlichen durch das ganze Bild gehenden Rhythmus". Hans Richter (1888-1976) schloss sich 1922 den Konstruktivisten an und zählt zu den bedeutendsten Vertretern des frühen abstrakten Films in Deutschland.
5. Ludwig Hirschfeld-Mack: Farbenlichtspiele, Deutschland, 1923, 15:54min
“Farbenlichtspiele” von deutscher Maler und “Farblicht-Musiker” Ludwig Hirschfeld-Mack (1893-1965) ist kein Film im herkömmlichen Sinne. Mittels eines mechanisch bedienbaren Lichtspielkastens wurden live für das Publikum abstrakte Formen in leuchtenden Farben auf eine Leinwand projiziert. Der Kasten war mit sechs Scheinwerfern mit auswechselbaren Farbfiltern, Schaltern zur Regelung der Lichtintensität und Schablonen in geometrischen Mustern ausgestattet. Zur Bedienung waren drei Helfer notwendig, von denen einer die Musik koordinierte, ein weiterer für die Lichtprojektion zuständig war und der dritte die Schablonen bewegte.
6. Viking Eggeling: Symphonie Diagonale, Deutschland, 1924, 7min
“Symphonie diagonale“ ist der französische Titel des stummen deutschen Experimentalfilms “Diagonal-Symphonie“, den der schwedisch-stämmige Maler und Filmemacher Viking Eggeling (1880-1925) 1924 in Berlin fertiggestellt hat. Zu Beginn sieht man eine Kippfigur, die größtenteils aus rechten Winkeln besteht, allmählich immer größer werden. Dann kommen kurze gerade Linien und Kurven hinzu, die aus dem vorhandenen Entwurf sprießen. Die Figur verschwindet und der Vorgang beginnt von Neuem mit einem neuen Muster. Jeder Zyklus dauert etwa eine oder zwei Sekunden. Alle Figuren sind in einem ungewissen Art-déco-Stil gezeichnet und erinnern an alle möglichen Dinge: das können ein Ohr, eine Harfe, Panflöten, ein Flügel mit Posaunen usw. sein, nur eben in höchstem Maße abstrahiert. Die Stimmung ist verspielt und hat etwas Hypnotisches. “Symphonie diagonale“ hat die Kunstwelt der zwanziger Jahre – und insbesondere auch den Konstruktivisten László Moholy-Nagy – nachhaltig beeinflusst.
7. Fernand Léger: Ballet Mécanique, Frankreich, 1924, 16min
"Ballet Mécanique” von Fernand Léger (1881-1955) entwickelt seine Logik aus der Kommunikation zwischen Natürlichem und Künstlichem, zwischen Mensch und Maschine. Automatisierte Motoren, sich wiederholende Kreise und Dreiecke beginnen genauso zu tanzen wie leblose Beinprothesen. Innovativ ist der Film auch in Hinblick auf die Selbstreflexion des Mediums, wenn beispielsweise Léger und Filmemacher Dudley Murphy mit ihrer Kamera als Spiegelbild in einer Kugel zu erahnen sind: Vom Geschehenen wird abgelenkt und die Illusion offen gelegt. All dies zeichnet "Ballet Mécanique" als ein wichtiges und einflussreiches Werk der europäischen Avantgarde der 1920er Jahre aus.