Kestner Cinémathèque
In unserer Kestner Cinémathèque zeigen wir im Rahmen unseres Bildungsprogramms verschiedene Kurzfilme, die als referenzielle Begleitung der Ausstellungen von den Künstler:innen und Kurator:innen ausgewählt wurden.
07. Dezember 2024 - 02. März 2025
_Paloma Varga Weisz, Deux artistes, 1986, 10:32min
Film von Bernd Stoll, Paloma Varga Weisz, Feri Varga Film in Super 8, transformiert auf DVD Privatsammlung, Courtesy die Künstlerin
Der 1986 in leicht grobkörnigem Schwarzweiß gedrehte Film Deux artistes zeigt einzelne Szenen, die von Varga Weisz Leben in ihrem elterlichen zuhause inspiriert sind. Es ist die Schilderung alltäglicher Situationen eines Tagesablaufes in der Familie Varga Weisz, fokussiert auf das gemeinsame künstlerische Tun der jungen Paloma und ihrem Vater Feri Varga, einem Maler und Bildhauer, der bis 1960 in Frankreich lebte und mit Picasso, Chagall, Matisse und Cocteau regen Kontakt pflegte. Die damals 18-jährige Paloma begann eine informelle Ausbildung bei ihrem Vater, um eine Bewerbungsmappe für die Kunstakademie zusammenzustellen. Ein Jahr lang zeichnete und modulierte sie immer wieder das Gesicht ihres Vaters. Am Ende dieser Zeit entsteht dieser Film gemeinsam mit Ihrem Freund Bernd Stoll, der eine Super-8-Kamera besaß.
Die erste Szene zeigt die schon betagte Figur des Vaters, das Treppenhaus emporsteigend an dessen Wände seine Gemälde hängen. Die nächste Einstellung zeigt Varga im Atelier vor seiner Staffelei seine Tochter porträtierend. In der folgenden Szene sitzen beide am Küchentisch, essen und sprechen miteinander. Zurück im Atelier konzentriert sich die Kamera auf eine Tonskulptur von Feri Vargas Kopf, die von Paloma Varga Weisz geformt wird und von ihrem Vater begutachtet wird. Während dessen eröffnet die Kamera den Blick in den Raum und verweilt auf einer Sammlung von Masken. In der nächsten Einstellung sind beide Künstler verkleidet und maskiert, tanzen, lachen und singen. Die letzte Szene zeigt Paloma Varga Weisz zeichnend allein an einem Tisch sitzend. Der Film zeigt das Verhältnis zwischen Vater und Tochter im einem fließenden Lebensrhythmus von Arbeit, Muße und Spiel im einem gegenseitigen Austausch von Akzeptanz und Wertschätzung.
Er geht weit über die Privatheit eines Familienfilms hinaus. Deux Artistes definiert einige für Varga Weisz entscheidende Maxime ihres Werks, - Biografie und Erinnerung, Narration und Theatralik und die Bedeutung der menschlichen Figur in ihrer künstlerischen Praxis der Skulptur, der Zeichnung und der Aquarelle.
Der Film wurde 2011 erstmalig in einer überarbeiteten Form, die ursprünglichen Dialoge und die begleitende Klaviermusik von Erik Satie wurden entfernt, als Stummfilm im Museum Moisbroich in Leverkusen und Castello di Rivoli in Italien gezeigt.