Vortrag Mi 24. Apr. 2024, 19.00 Uhr

Leiden an Werther

Vortrag von Prof. em. Dr. Rüdiger Görner

Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ (1774) initiierte im Europa des 19. Jahrhunderts ein Literatur-Phänomen, das Motive der Stilisierung des übersteigerten Gefühls und ihre ästhetische Funktion verbreitete. Die unerwiderte Liebe Werthers zu Lotte, die tragisch mit seinem Selbstmord endet, bleibt eine vielfach diskutierte Leidensgeschichte unserer Zeit.

Mitunter weniger bekannt ist, dass Werthers Lotte auch gleichzeitig Goethes unerwiderte Liebe, Charlotte Sophie Henriette Buff, aus seinem eigenen Leben verkörpert. Mehr noch ist sie die ’Lotte‘, die den Juristen und Hofratsvorsitzenden Johann Georg Christian Kestner heiratet. Goethes Lotte ist somit die Mutter, des Namensgebers der Kestner Gesellschaft – Hannovers bekanntester Jurist, Diplomat und Kunstsammler – Georg August Christian Kestner, kurz August Kestner. Goethes Briefroman schlägt damit eine Brücke, die Dichtung mit Leiden, Liebe, Realität und Kunst verbindet.

Über Ugo Foscolos Briefroman „Ultime lettere di Jacopo Ortis“ (1802), Stendhal, Kierkegaards „die Krankheit zum Tode“ (1849), Jacobsens „Niels Lyhne“ (1880) bis hin zur Oper „Werther“ (1892) von Jules Massenet wird Goethes Einfluss deutlich. Görner möchte in seinem Vortrag passend zu unserem geschichtsträchtigen Haus, den Umgang mit diesem literarischen Elementarereignis zur Diskussion bringen.

Rüdiger Görner ist ein deutscher Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, Übersetzer und Kritiker, der seit 1981 in London lebt. 2004 gründete er das Zentrum für Britisch-Deutsche Kulturbeziehungen an der University of London, wo er auch neuere deutsche Literatur lehrt. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Wissenschaft und Musik in der deutschsprachigen Literatur, Dichtungstheorie der Jahrhundertwende und „Pluralektiken“ im deutschen Romantizismus. Als Gastprofessor hielt er an der Leibniz Universität Hannover Vorlesungen über literaturkritische Perspektiven der Aufklärung. Görners Wirken und seine Forschungen wurden bereits vielfach ausgezeichnet – so erhielt er 2012 den Deutschen Sprachpreis und zwei Jahre darauf den Reimar Lüst-Preis für internationale Wissenschafts- und Kulturvermittlung. Er veröffentlichte mehrere Monografien: "Romantik, Ein europäsiches Ereignis" (2021), "Georg Trakl, Dichter im Jahrzehnt der Extreme" (2014) oder "Nietzsches Kunst, Annäherung an einen Denkartisten" (2000).

In Kooperation mit der Goethe-Gesellschaft Hannover.

Informationen zur Goethe-Gesellschaft Hannover und deren Programm 2024 finden Sie in diesem Flyer.


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